Die Geschichte der Projektgruppe
Die Projektgruppe
1986 - Wie alles begann
"Einfach hingehen, um Leid zu mildern", sagte sich Dr. Dieter Jakobs (damals praktischer Arzt im Übach-Pa-lenberger Stadtteil Marienberg) als er im Frühjahr für fast acht Wochen seine Praxis mit einer "rolling clinic" in den Slums von Tondo in der philippinischen Hauptstadt Manila tauschte. Er war unterwegs für das Komitee "Ärzte für die Dritte Welt", das seit vielen Jahren Mediziner in die Brennpunkte der Welt schickt. Auf seinen Fahrten durch die Elendsgebiete lernte Dieter Jacobs im benachbarten Malabon, genauer in der Gemeinde Dampalit, einen jungen Priester kennen, Father Elpidio Boy Biliran Jr., nur Father Boy genannt. In langen Diskussionen kamen beide zu dem Entschluss ein Baisgesundheitssystem einzuführen, das elementare Voraussetzungen für eine Verbesserung der Situation der Slumbewohner darstellt. Die Idee zum Bau eines "Hauses der Gesundheit" war geboren.Zurück in Deutschland begann Dieter Jacobs in zahlreichen Vorträgen für seine Idee zu werben. Schnell waren Mitstreiter gefunden, die begannen in ersten Aktionen Geld für den Bau des Basisgesundheitshauses zu sammeln.
11.01.1987
Mit der Gründung der "Projektgruppe Malabon und Dritte Welt e.V." erhielten die Anfang Dezember gestarteten Aktionen zur Unterstützung des Baus eines "Hauses der Gesundheit" in Dampalit, Malabon offiziellen Charakter.30 Gründungsmitglieder fanden sich bei Dr. Dieter Jacobs in Marienberg zur Gründung der gemeinnüt-zigen Initiativgruppe zusammen.Neun Mitglieder umfasste der 1. Vorstand der Projektgruppe: h. R. v. l.: Dieter Wefers (Beisitzer), Dieter Jacobs (1. Vorsitzender), Heinz Wilbrand (Beisitzer), Friedhelm Schell (stellv. Vorsitzender), Friedhelm Schrader (Schatzmeister); v. R. v. l.: Horst Tacken (Beisitzer), Andrea Pinna (Beisitzerin), Hedi Klee (Beisitzerin), Alice Steinberg (Schriftführerin).Im folgenden die erste die Satzung der Projekt-gruppe:
Ziel der Projektgruppe war es zunächst mit dem Bau des "Haus der Gesundheit" Basismedizin zu betrei-ben, d.h. anders als in Europa nicht curative son-dern präventive Medizin zu betreiben. Schon nach kurzer Zeit konnten in der unteren Etage des Pfarr-hauses der Gemeinde Santo Rosario, Dampalit, Ma-labon, Behandlungsräume eingerichtet werden, wur-den einheimische Ärzte und freiwillige Helfer gefun-den, die bereit waren jeden Sonntag Morgen die Bedürftigen, die sich keinen Arztbesuch erlauben können, zu behandeln.Schon nach Beginn der Regenzeit im August 1987 konnte mit dem Bau des Gesundheitshauses begon-nen werden, das im März 1988 feierlich von Kardinal Sin eingeweiht wurde.Ein Tuberkulose-Programm begleitet von einem Er-nährungs-Programm wurde begonnen. All diese Maßnahmen wurden finanziell unterstützt vom da-maligen Frankfurter Komitee "Ärzte für die Dritte Welt".Leider konnte diese Unterstützung aus finanziellen Gründen nicht mehr fortgeführt werden, so dass wir heute nur noch die sonntäglichen Sprechstunden, die von Beginn an unentgeltlich von Dr. Fidel und seinen Helfern, v.a. der damaligen Gemeindehelferin Dina Santos, kurz Sis. Dina, durchführen können. Die Kosten für die Medikamente werden jetzt von uns aufgebracht.Bis vor vier Jahren war auch ein geschenkter Zahnarztstuhl in 'Betrieb', der leider irreparabel ist. Dr Maricel, unsere Zahnärtzin, wartet sehnsüchtig auf einen neuen Behandlungs-stuhl.
1988
Im März 1988 wurde der Grundstein für die "zweite Säule" im Förderprogramm "Hilfe zur Selbsthilfe" gelegt. Ohne Schulausbildung gibt es kein Entrinnen aus der Armut. Dazu hat Father Boy ein detailliertes Konzept erarbeitet, das zeigt unter welchen Voraussetzungen die Scholars aufgenommen werden und welche beglei-tenden Maßnahmen durchgeführt werden, um eine ganzheitliche Ausbildung zu gewährleisten. (s. Projekte - Schulprojekt - POP Foundation Grant).Wir hatten zu Beginn 100 Kinder aus bedürftigen Familien in unserem Programm, sowohl Grundschüler und High School Scholars. Diese Ausbildung wurde aber nicht weiter verfolgt, weil sie staatlich und bezüglich der Schulgebühren kostenlos ist. Dagegen ist eine College-Ausbildung, die auf einen speziellen Beruf ausgerichtet ist, mit Kosten verbunden, die die Eltern unserer Scholars nicht aufbringen können.Der größere Teil der geförderten Studierende, nämlich 90, kam aus den Slums von Malabon, ein Jahr später wurde das Programm für 'Scholars' auf der Insel Bohol im Süden der Philippinen ausgedehnt. Mussten wir 1989 noch 20.000 DM für das Schulprogramm aufbringen, so sind es heute (2017) schon 9.200 US$, aller-dings für nur 15 Scholars in Malabon und 8 auf Bohol. Von diesem Geld werden die Schulgebühren, die Lern-mittel, die Tutorien usw. bezahlt. Bald werden auch diese Scholars z.T. graduiert sein. Ihr Ausbildungsgeld ist bis dahin gesichert. Leider können wir z.Z. nur wenige neue Studierende aufnehmen, denn wir müssen die Übernahme der Ausbildungskosten für vier Jahre garantieren.Bis heute (2021) sind mehr als 380 Scholars graduiert, haben Berufe wie Computer-Techniker, Lehrer, Innen-architekt, Bankangestellter, Hebamme, Krankenschwester, Buchhalter usw.. Auf den ersten Blick scheint die Zahl sehr niedrig und ihre Auswirkung auf Veränderung minimal (man bedenke aber die Ausbildungszeit von drei bis vier Jahren). Zudem ist ausschlaggebend, dass ein ausbildeter Jugendlicher in einer Familie für die Ausbildung seiner Geschwister verantwortlich ist. Dieser Schneeballeffekt vergrößert also die Zahl derjenigen, der vom Schulprogramm profitieren um das Drei- bis Vierfache. Außerdem haben einige ehemalige Scholars einen Fonds gegründet, aus dem sie ihrerseits die Ausbildung einiger Jugendlichen aus den Slums von Malabon finanzieren.
1989 - 1992
Nach dem Bau des Basis-Gesundheits-Hauses und dem Anlaufen des Stipendienprogramms wurde ein kleines Wirtschafts-Förderungs-Programm aufge-stellt. Fr. Boy wurden 5.000 DM zur Verfügung gestellt, aus denen er den Familien zinslose Klein-kredite zur Verfügung stellte. Die Familien konnten davon z.B. ein Schwein kaufen, das sie mästeten und mit Gewinn weiterverkauften oder sie legten sich eine Nähmaschine zu, um dann wirtschaftlich selbständig zu werden. Der Erfolg konnte sich sehen lassen und nur in ganz wenigen Fällen wurden die Kredite nicht zurückgezahlt.Als weiteres wurde der Bau und die Einrichtung einer Lehrwerkstatt geplant. Von einer Übach-Palen-berger Firma wurden günstig Holzverarbeitungs-maschinen erstanden und konnten dank Dr. Otto Paulitschek (in Tondo nur Doc Otto) von der "Krefeld Hilfe" in einem Container nach Malabon verschifft werden.Auf einem für 15 Jahre gepachteten Grundstück (symbolischer Preis 1 Peso pro Jahr) wurde eine Werkstatt errichtet, die auch mit 20 Nähmaschinen ausgestattet wurde. Diese hatte uns eine austra-lische Hilfsgruppe zur Verfügung gestellt. Zwei bur-mesische Schwestern unterrichten jetzt Frauen im Schneiderhandwerk und bald wurde schon für Kontrakte genäht.Die Lehrwerkstatt ist inzwischen in die Eigen-verantwortung der Menschen in Dampalit, Malabon übergegangen (getreu unserer Zielsetzung "Hilfe zur Selbsthilfe").
2012 - 2020Seit dem Schuljahr 2012/2013 werden nunmehr 60 Straßenkinder gefördert, da Kosten für die Lehrerin Joy reduziert werden konnten. Sie betreut die Kinder jetzt am Wochenende, indem sie v.a. Nachhilfe in Mathe-matik und Englisch gibt. Wir haben die Kosten für Schulmaterialien und eine warme Mahlzeit am Tag über-nommen.Zusammen mit unserem nimmermüden philippinischen Partner, Fr. Boy, haben wir uns zum Ziel gesetzt, Straßenkindern, die keinerlei Chancen haben, auf einen geregelten Schulbesuch in der Grundschule vorzubereiten. Dazu stellte Fr. Boy in der Schule seiner neuen Pfarre in Tondo einen Raum zur Verfügung. Die Projektgruppe übernimmt die Kosten für die Lehrerin, die Schulmaterialien, die Schuluniformen und eine warme Mahlzeit am Tag. Zu Beginn nahmen 40 Kinder an diesem Projekt teil.Stand 2021 versorgen wir 125 Straßenkinder mit einer warmen Mahlzeit am Tag und mit den notwendigen Schulmaterialien.
2015
Nach dem schweren Erdbeben auf Bohol im Oktober 2014 und dem nachfolgenden veheerenden Jahr-hundert-Taifun Yolanda, durch die große Teile der Ausbildungswerkstatt zerstört wuden, konnten wir 2015 mit der Unterstützung des Trainings Centers auf Maribojoc im Südwesten von Bohol beginnen.Im Schuljahr 2015/2016 konnten schon 350 Teilneh-mer in Handwerks- und Dienstleistungsberufen weitergebildet werden.Bedingt durch die erheblichen Einschränkungen im Rahmen der Lockdown Maßnahmen (COVID-19 Pandemie) mussten wir das Ausbildungprogramm auf Bohol 2019 beenden.
Bilder im Archiv 2014/2015
2016
nebenstehend unsere veränderte Satzung vom 29.06.2016
Seit Anfang 2020 zwingen uns die immer wieder verschärften Maßnahmen, verursacht durch die mit der COVID-19 Pandemie verbundenen Lockdowns, nicht nur bei uns, sondern v.a. in Malabon einige unserer Pro-jekte ruhen zu lassen. Nur die College-Stipendianten konnten dank der ihnen von uns gesponserten Tablets ihre Studien fortsetzen.
Besonders betroffen waren v.a. unsere 125 Straßenkinder, die nur mit großem Einsatz durch die Helferinnen von Fr. Boy eine geregelte Versorgung mit einer warmen Mahlzeit am Tag bekommen konnten.
Weitere Bericht, Bilder und Videos dazu im Archiv.
2023 mussten wir uns von zwei Mitgliedern der ersten Stunde verabschieden: am 24.01. verstarb unser Ehrenmitglied Thea Wintgens und am 12.03. das Gründungsmitglied Friedhelm Schell, der nach dem Weg-zug von Dieter Jacobs bis 1999 1. Vorsitzender der Projektgruppe war.
VIELE KLEINE LEUTE AN VIELEN KLEINEN ORTEN, DIE VIELE KLEINE DINGE TUN,
WERDEN EINES TAGES DAS ANTLITZ DER ERDE VERÄNDERN.
Getreu diesem afrikanischen Sprichwort haben sich im Laufe der Jahren vier Schulen in der Region den Zielen der Projektgruppe verschrieben. Mit Malabon-Läufen, Dritte Welt-Läden, Infoständen und anderen Aktivitäten haben sie unsere Arbeit aktiv unterstützt. Es sind dies v.a. das Städtische Gym-nasium Herzogenrath, und in der Veganheit die Luise-Hensel-Realschule Aachen, die Kath. Grundschule Scherpenseel (Übach-Palenberg) und das Carolus-Magnus-Gymnasium Übach-Palen-berg. Ohne deren Engagement hätten wir längst nicht alle unsere Ziele verwirklichen können.Es würde uns freuen, wenn sich auch weitere Schulen, nicht nur aus der Region, ganz oder mit einzelnen Aktionen (Schul- und Sportfeste, Projekttage und -wochen, ...) an unserer Arbeit beteili-gen würden.Dasselbe gilt im übrigen auch für Vereine aller Art, denen das Engagement für die sog. Dritte Welt am Herzen liegt.
Die ZUKUNFT?
2017 feierte die Projektgruppe Malabon und Dritte Welt e.V. Geburtstag. Es war ein runder!
30 Jahre gemeinsames Bemühen, die unvorstellbaren Verhältnisse in den Slums von Malabon ein klein wenig zu verbessern.Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft mit dazu beitragen können, dass die Wehrlosen, vom Elend Betroffenen ihre Situation verbessern können.Dazu bedarf es, lieber Besucher, liebe Besucherin dieser Homepage Ihrer Mithilfe.